
Das Fazit vorneweg: Eines steht fest. Das Immergut ist mit mir erwachsen geworden. Die Routine, die man in 9 Jahren entwickelt, ist für mich immer wieder beeindruckend. Die Jungs und Mädels vom Immergut-Verein sind Profis mit Hang zu vielen kleinen, netten Details, die das Gros der Besucher leider nicht einmal sieht oder sehen kann, weil sehr wenige unter ihnen vermutlich im neunten Jahr dabei sind. Dieses Gefühl bleibt bestehen, es ist, auch wenn sich über die Eintrittspreise beschwert wird, kein Kommerzfestival ala Hurricane. Der Spaß ist den Machern anzumerken. Deshalb hier ein Kompliment, das ich einmal für die Arbeit, die ich mache bekam: "Behaltet euch euren Enthusiasmus!"
Gewachsen sind wir aber auch. Die Freunde um mich agieren als ein liebgewonnenes Profi-Festival-Team. Das Schwelgen in Erinnerungen ist ein für alle Mal vorbei. Das Warten auf den "Moment" ist bei mir dem Sichselbstgenugsein gewichen und man ist um eine neue Erfahrung reicher. Gemischte Gefühle eines 29jährigen...
Die Ankunft am Donnerstag Nachmittag hatte sich einmal wieder bezahlt gemacht. Nette Leute aus Frankfurt und Mainz teilten sich den Schattenplatz unter Birken mit uns. Der Kuchenbasar und der Gratis-Kaffee war eine richtig schöne Sache, auch die Lesung der fantastischen "Tiere streicheln Menschen" - unbedingt mal reinhören. Gefolgt wurde dies dann von "Psychedelic und Humor". Heinzer Strunk, Rocko Schamoni und Jacques Palminger aka Studio Braun lieferten ihre "Performance"; irgendetwas zwischen Lesung, Konzert und großem Quatsch. Ich weiß bis jetzt nicht wirklich, was ich dazu sagen soll. Das ging dem Publikum wohl mehrheitlich auch so. Es war ein Auftritt, der hängen blieb. Mit diesen Gedanken ging der Abend langsam vorbei. Der leuchtende "Mond" war übrigens ein Highlight - sorry für das Wortspiel... Nur leider war er am nächsten Morgen von irgendwelchen Vollspacken fast abgerissen worden. Soweit zur ersten Nacht, die gewohnt festivallaut war.
Erste Ernüchterung deswegen also am Freitag Morgen. Die Sonne ging auf; und schien auf uns, wie nichts Gutes - Sauna im Zelt. Ich hatte Osten ein wenig zu weit im Süden erwartet. Den Schatten hatten andere, die sehr viel weniger schliefen. Meine Sylvie schaute erst glücklich aus der spärlichen Wäsche, nachdem ich ihr einen "geheimen" Badeort gezeigt hatte, den sie aus den vergangenen 5 Jahren nicht kannte. Dann begann das übliche Festivalgedöns. Warten auf und telefonieren mit den Leuten "denen man schon mal einen Platz freigehalten hat."
Schließlich baumelte das Bändchen am Arm und die Blood Red Shoes spielten, meine Aufmerksamkeit galt aber erst einmal dem Kicker im Zigarettenhäuschen, in welchem ich dann auch schließlich ein Stündchen die Augen schonte. Und dann war es soweit: Die Weakerthans waren wieder da. Nur leider unterhalten sich selbst während der Akustikzugabe zum schlimmen Ort namens Winnipeg die Menschen immer an den unmöglichsten Stellen und natürlich in schwer ertragbarer Lautstärke. Irgendwann raste ich da bestimmt noch einmal aus. Blödes Zeug über Zahnbürsten zu erzählen, kann man sich doch auch woanders... Die Bekanntschaft mit den netten Drei des Cocktailstandes rettete dann jedoch die Stimmung. The Notwist, nicht so gut wie beim letzten Mal an gleicher Stelle, aber mit Console definitiv ein Glanzlicht! Zum bizarren Auftritt von Louie Austen muss ich mir noch Gedanken machen.
Der nächste Tag - Samstag. Die Sonne brennt so heiß, "dass die Schildkröten..." Werners Bootsshop vermietet uns 6 Leuten ein einziges Ruderboot. Werner, keine Ahnung ob er so hieß, wir nannten ihn aber gleich so, als Inbegriff des mecklenburgischen Sprödismus. Uhrzeit, Papiere, Unterschrift? - lass ma gut sein, ok dann nen Zehner. Ich mag es, das ist für mich ein wirklicher Teil von diesem unförmigen und schwer begreifbaren Begriff Heimat - die Leute von da oben, wo man selbst herkommt. Der Rest der Geschichte ist einfach Entspannung und Abkühlung.
Zurück auf dem Gelände ist um unsere Nachbarn der erwartbare Müllberg gewachsen, vom Pegel ganz zu schweigen - ich nenne das mal Konstante. Lo-Fi-Fnk rocken die Hauptbühne nicht wirklich, das Konzert wäre etwas später im Zelt definitiv tanzeskaliert. Dafür hätte GetWellSoon dort spielen sollen. Für mich das beste Konzert des Festivals. Und dann der Endspurt: Grillen + Cocktails. Meine erstes wirklich bewusst angesteuertes und erlebtes Slut-Konzert. Diesen Stadionrock hätte ich ihnen wirklich nicht zugetraut. Und - ich hadere schon länger mit mir - besser als The Notwist! Wenn man so will, Slut sind die einzigen, die aus der alten Immergut-Indieschiene immer noch da sind. Respekt!
Der Abschied vom Gelände - ein Trauerspiel. Aber im Vergleich mit dem besten Festivalabschluss, den ein Festival nur haben kann, nämlich dem KunstKAPITULATIONskonzert der Tocos im letzten Jahr, wäre kein Ende auch nur annähernd gut gewesen.
Sonntag: Nach once more sleepless in Neustrelitz dann der Aufbruch, so schnell wie möglich weg vom Schlachtfeld, in das sich das Zeltgelände gleich verwandeln wird. Diesen Anblick erspare ich mir lieber. Abgang 10Uhr. Schweinebraten und Chillen bei den Geschwistern auf dem Dorf.
Alter, du bist 30!!! Akzeptier das endlich! ;)
AntwortenLöschenAnsonsten schöne Zusammenfassung - kann ich so unterschreiben...
Ach ja, noch mal klugscheißen:
AntwortenLöschenSind wir hier im Bootcamp oder heißt es nicht eher Boatshop...
Haha, genug der Fehlersuche...
Schöne Sache das und gut beobachtet... Ich habe da nicht mehr so viel hinzuzufügen und belasse es daher bei dem photografischen Dokumenten, die auch einiges aussagen...
Jo genau du bist 30 alter Sack. Und das sieht man mittlerweile auch ;)! Sehr schön geschrieben und tolle Bilder @Mark!
AntwortenLöschenWir fragen uns allerdings, was die Security bei der Wassertonne wollte hehe!
Nächstes Jahr kommen wir wieder mit... angedroht und versprochen!
VG aus HH
B&B